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Motorisierte Zweiräder traten in mein Leben, als ich 12 war. Sie warteten vor der Schule, die Vespas und Fantics, die Puch Maxis und KTMs, manchmal auch eine Puch Cobra, und ganz besonders angetan war ich von der Suzuki RV 50 mit den kleinen Ballonreifen. ich legte ein Sparbuch an. Das Losungswort war "Motorrad". Ich war 14, als ich erstmals auf ein Motorrad stieg. Es war eine Yamaha XT 500 mit golden eloxierten Felgen und silbernem Tank. Der Beginn der Leidenschaft. Ein Jahr später hatte ich eine harte Bewährungsprobe zu bestehen: Als Sozia hatte ich am Moped einen bösen Unfall - und dabei Glück im Unglück: Damals gab es noch keine Helmpflicht, und wer einen Helm trug, war uncool. Also baumelte der Helm zumeist am Gepäckträger oder am Ellbogen. Doch an diesem Tag, der Himmel weiß warum, war der Helm dort, wo er hingehörte, nämlich am Kopf. Beim Unfall zerbrach er in tausend Stücke, der Kopf blieb unversehrt. Der dreiwöchige Spitalsaufenthalt war so gesehen nicht mehr so schlimm. Zur Volljährigkeit, vier Jahre später, erhielt ich das Schmerzensgeld des Mopedunfalls. Es kam gerade zum rechten Zeitpunkt. Zum 19. Geburtstag machte ich mir selber ein Geschenk: Eine gebrauchte XT 500. Damit war mein Schicksal besiegelt. Die Dinge nahmen ihren Lauf. Ich fuhr mit dem Motorrad in die Tanzschule, zur Arbeit und zu den Vorlesungen auf die Uni, auf die Hausstrecke in die Kalte Kuchl, nach Südtirol, Korsika und Griechenland, nach Norwegen und Island. An die 100.000 Kilometer kamen so im Laufe der Jahre zusammen. Die Motorräder kamen und gingen, die alte XT 500 blieb. Sie war die erste, von der trennt man sich nicht so leicht. 1994 beendete ich das Studium der Lebensmittel- und Biotechnologie und auch die Zeit mit dem Motorrad auf öffentlichen Verkehrsflächen. Immer öfter kam ich in Geschwindigkeitsbereiche, die im normalen Straßenverkehr einfach nichts mehr verloren hatten. Ich wechselte in den Offroad-Bereich, durchstöberte die nahen Schottergruben Wiens, nahm an der Enduro-Staatsmeisterschaft teil, am Erzberg-Rennen und an meiner ersten Rallye, die München- Breslau. Am Wochenende begab ich mich zum Training in die ungarischen Tiefebenen und die slowakischen Wälder. Drei Jahre später promovierte ich an der Technischen Universität Wien zur Doktorin der Technik. Damals erschloss ich mir das Fachgebiet der erneuerbaren Energieträger. In mir reifte der Wunsch, meinen Teil zur sinnvollen Nutzung der Ressourcen dieses Planeten beizutragen. Ich ging in die Forschung - und entdeckte wenig später mit dem Motorrad die Wüste. Sie entwickelte sich zur zweiten Leidenschaft in meinem Leben. Die Wüste relativiert alles. Im Dünenmeer ist der Mensch ist so klein, dass das egozentrische Weltbild gar nicht erst aufkeimen kann. Die Wüste rückt die Dinge ins rechte Licht, da weiß man wieder, wo man steht. Es gibt so gut wie keinen Input, die Gedanken kommen sehr rasch zum Punkt. Die Wüste ist mächtig. Man tut gut daran, sie sich zum Freund zu machen. Und: Man kann in der Wüste so richtig Vollgas geben ... Beruflich folgte ich dem Ruf der Wissenschaft, unterrichtete an der Universität, entwickelte und leitete Forschungsprojekte, betreute Diplomarbeiten und Dissertationen. Meine Neugier und mein Interesse galten der Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen. Nächtelang brütete ich über dem Stoffwechsel von Mikroorganismen, die in der Lage waren, aus organischer Substanz Wasserstoff oder Methan zu erzeugen. Die Faszination war grenzenlos, mein Glaube an eine wirtschaftliche Alternative zu fossilen Energieträgern unerschütterlich. Vier Jahre lang betrieb ich meine Forschungsarbeiten, dann zog ich kurz vor der Pragmatisierung die Notbremse. Die Strukturen der Universität waren zu eng für mich. Zu viel Bürokratie, zu hohe Reibungsverluste. Schweren Herzens, aber dennoch erleichtert, reichte ich die Kündigung ein. Ich konnte gar nicht anders. Das Denken musste vorwärts gerichtet werden, also machte ich kurzfristig das Hobby zum Beruf. Ich wurde Motorradjournalistin, berichtete über die Szene, testete neue Modelle, drückte auf den Rennstrecken das Knie auf die Erde und begab mich wieder auf Reisen. Und nebenbei stellte ich verwundert fest, dass ich offenbar ein Talent mit auf den Weg bekommen hatte, von dem ich bisher nichts geahnt hatte: Das Talent zu schreiben. Im Frühjahr 2003 erschien das erste Buch. "Rosarot & Himmelblau", die Geschichte einer Begegnung auf der Straße. Zwei Menschen lernen einander beim Motorradfahren kennen und jeder erzählt seine Version der Geschichte. Sie im rosaroten Teil, er im himmelblauen. Das Buch hat zwei Vorderseiten und keine Rückseite, die Geschichten treffen sich in der Mitte. Es erschien im Eigenverlag und wurde ein durchaus beachtlicher Erfolg. Bisher (Ende 2005) sind rund 7.000 Exemplare verkauft. Das
zweite Buch trägt den Arbeitstitel GELBGRÜN.
Die Schlagworte sind Wissenschaft, Habgier, Patentrecht und Hoffnung.
Ein
Krimi ... |
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Änderung am
Freitag 6 Oktober, 2006 21:04
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