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Tricker - Trickkiste
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Trickkiste
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Motorräder sind für die heutige Jugend langweilig? Nur eine Frage der richtigen Einstellung und des richtigen Gefährts! |
hier geht's zum bild Als Konzeptstudie geisterte der Tricker schon längere Zeit auf den Yamaha-Ständen der großen Motorradausstellungen herum. Als Kombination von BMX-Rad, Trial-Motorrad und Enduro sollte sie vor Allem die Fun-Generation ansprechen. Zuletzt gab es sogar noch verschärfte Varianten zu sehen, wie den Air-Tricker mit 360 Grad Lenkeinschlag und Kohlefaserrahmen oder den bis auf das Notwendigste abgespeckten Tricker Pro. In Japan gibt es den Tricker in der gezähmten Version sogar schon zu kaufen, nur die europäischen Importeure trauten sich bisher noch nicht so recht an ihn heran. Jetzt hat Andreas Bronnen bei Yamaha Motor Europe ein Machtwort gesprochen (ist halt Österreicher), verteilte einige Exemplare an seine Importeure und wartete auf die Wirkung. Grundsätzlich ist der Tricker nichts anderes, als der Motor der guten alten XT 250 in einem leichten Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr. Völlig gegen den Trend ist das Heck bis zur Sitzbank tief heruntergesenkt, der Tank steigt steil zum Lenkkopf hoch. Eine konventionelle Telegabel, Zentralfederbein an Hebeleien, kleiner Scheinwerfer, Minimalinstrumentierung, mehr ist an diesem Minimalmotorrad eigentlich nicht dran. Geschickte Farbeffekte, Tankabdeckung und Felgenrand in Orange machen seine Attraktivität aus. Beim Fahren fällt gleich die sehr geringe Sitzhöhe auf. Selbst Kleinstgewachsene können sich locker mit beiden Füßen auf dem Boden abstützen. Die Kehrseite der Medaille: Selbst bei 170 Körpergröße müssen die Knie unnatürlich weit angewinkelt werden, was zumindest etwas gewöhnungsbedürftig, auf längerer Distanz dann ausgesprochen unbequem ist. Dafür besticht der Tricker durch eine bisher völlig unbekannte Handlichkeit. Keine 125-er Enduro lässt sich so leicht dirigieren, wie dieser Viertelliter-Viertakter, und der elastische Motor tut ein Übriges zur Kinderleichten Handhabung. Dass Kupplung und Schaltung butterweich gehen, versteht sich fast von selbst. Richtig überraschen kann der Tricker mit seinen Fahrleitungen. Der alte luftgekühlte XT-Einzylinder galt ja nicht unbedingt als Kraftprotz, in dem Leichtgewicht wirkt er neben der relativ kurz gewählten Endübersetzung trotzdem sehr agil und dynamisch. 120 km/h Spitze sind solo drin, wobei der Motor dort bereits knapp am Begrenzer läuft. Durch die stark auf Handlichkeit getrimmte Geometrie und dem breiten Lenker ist aber eine sensible Hand gefragt, wer sich an den Lenkerenden klammert, fährt ab 80 km/h Zickzack. Mit leicht gegen den Fahrtwind gestemmten Oberkörper und locker gehaltenem Lenker ist der Geradeauslauf hingegen bis Höchstgeschwindigkeit makellos. Die Federung ist viel zu weich ausgelegt. Die Gabel taucht schon beim Aufsitzen bis zur Hälfte seines Federweges ein, das hintere Federbein ist passend hierzu abgestimmt, beim Bremsen und Gasgeben wippt der Tricker wie eine Schiffsschaukel. Die vordere Bremse hat zwar einen klaren Druckpunkt, von hier an fühlt er sich aber recht glasig an. Soll richtig verzögert werden, muss fest zugepackt werden, für Notbremsungen sollte die hintere Bremse hinzugenommen werden, die sich recht gut dosieren lässt. Unglaublich, aber wahr: der Tricker ist für zwei Personen ausgelegt, und fährt sich zu zweit nicht einmal schlecht. Durch die gerade Sitzbank kann der Sozius nah an den Fahrer heranrücken und findet hinten sogar einen halbwegs brauchbaren Haltegriff. Das hintere Federbein ist glücklicher Weise progressiv genug, dass es trotz seiner weichen Auslegung mit zwei Personen nicht gleich völlig durchschlägt. Nur die Vorderradbremse ist nun völlig an seiner Grenze und muss durch die hintere unterstützt werden. Und was erwartet sich Bronnen vom Tricker? „Ich denke, es ist ein schönes Spaß-Gerät, bestens geeignet für Anfänger oder als Zweitmotorrad. Ich sehe in ihm ein breite Palette von Möglichkeiten vom Fahrschulmotorrad bis hin zu einem 250-er Supermoto-Cup. Für 4300 Euro könnten wir ihn an den Endverbraucher bringen.“ Aber so
richtig in seinem Element ist der Tricker in der Hand eines Jugendlichen
mit akrobatischen Ambitionen, am besten bei einem, der gerade seinem Skateboard
oder BMX-Alter entwachsen ist. So haben wir den 20jährigen ungarischen
Nachwuchs-Stuntman Zoltán Angyal – besser bekannt unter seinem
Künstlernamen Augenbraue – mal den Tricker probieren lassen.
Ergebnis: Keine halbe Stunde, und Augenbraue konnte mit dem Tricker feihändige
Wheelies im Kreis, Stoppies mit 180 Drehung und Donuts bis zum Erbrechen.
Fazit: Motorradfahren kann so herzerfrischend lustig sein. Und das mit
ganzen 250 cm3 Hubraum, 20 PS und 118 Kilogramm Trockengewicht. Die Jugendlichen
wollen keine Motorräder mehr? Dann gebt ihnen den Tricker!
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Text: Imre Paulovits
Technische Daten: Motor |
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Änderung am
Sonntag 10 Juli, 2005 19:33
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